Review4. Dezember 2024 Cineman Redaktion 4k361y
Filmkritik: «Flow»: Eine stille Odyssee auf dem Wasser 2g2y6w

Der Spielfilm von Gints Zilbalodis wurde bei den Filmfestspielen in Cannes und anschliessend in Annecy gezeigt und verspricht, einer der bedeutendsten Animationsfilme des Jahres zu werden.
Ein Text von Marine Guillain
Sie ist allein und lebt ihr Leben in der freien Natur, als eine riesige Flut die Erde überschwemmt. Um zu überleben, hat die graue Katze mit den gelben Augen keine andere Wahl, als sich auf ein Segelboot zu flüchten. Es gibt keine Menschen in der Nähe, dafür üppige Wälder unter Wasser, so weit das Auge reicht, und Ruinen als einzige Spur der Zivilisation. In dieser märchenhaften und zugleich feindseligen Welt muss sich die Katze zahlreichen Gefahren stellen: dem Wasser, dem Wetter und den Bedrohungen durch andere Tiere, wie z. B. durch einen Vogel, der sie mit seinen Krallen auf einen furchterregenden Flug mitnimmt. Auf dem Boot gesellen sich ein Wasserschwein, ein Lemur, ein Hund und ein Reiher zu der Überlebenden. An Bord müssen diese gegensätzlichen Tiere jedoch lernen, in einer Gemeinschaft zu leben...
Die lettische, belgisch-französische Koproduktion unter der Regie von Gints Zilbalodis, kommt ohne Dialog aus (ausser für diejenigen, die die Sprache der Tiere sprechen). Nach «Ailleurs» (2020), einem weiteren Werk ohne Dialoge, das der 30-jährige lettische Filmemacher ganz allein in seinem Haus gedreht hatte, wurde «Flow» in Cannes mit der Auswahl Un Certain Regard beehrt, bevor er in Annecy in den offiziellen Wettbewerb aufgenommen wurde. «Der Film erzählt die Geschichte eines unabhängigen und selbstständigen Charakters, der lernen muss, in einem Team zu arbeiten, was ich bei diesem Film auch getan habe», erklärte der Regisseur. Da «Flow» aus vielen sehr langen und komplizierten Sequenzen mit einer bewegten Kamera besteht, verwendete das Team kein Storyboard, sondern schuf eine 3D-Umgebung, in der die Figuren platziert und die Möglichkeiten der Inszenierung erkundet wurden.

Die lebhafte Kameraführung ist eines der ersten Dinge, die in «Flow» (das englische Wort für fliessen, zirkulieren) auffallen: Mal unter Wasser, am Himmel oder in extremer Nahaufnahme ... sie verleiht diesem actionreichen und spannenden tierischen Survivalfilm eine sehr lebendige, immersive Note. Die Reise in dieser ungewöhnlichen Arche Noah verwandelt sich in ein Epos für die Sinne. Da es keine Dialoge gibt, achtet das Publikum umso mehr auf den atemberaubenden Sound, den man sogar in den Adern spürt.
Vogelgezwitscher, Flügelschlag, Katzenwäsche, Krallen am Segel, Regen, der auf das Deck tropft, Knarren des Bootsrumpfes... das Klangerlebnis ist äusserst intensiv. Die Haltungen und Ausdrücke der Tiere (Angst, Überraschung, Erleichterung) werden nie vermenschlicht, sondern mit einem frappierenden Realismus dargestellt. Wie zum Beispiel, wenn in dieser angespannten Situation der Spieltrieb plötzlich die Oberhand gewinnt, wenn die Katze den Schwanz des Lemurs baumeln sieht oder der Hund einen Ball fangen will. Im «Flow» gefangen, betrachten wir gebannt diese hypnotische Ode an die Natur, in der man lernen muss, sich anzuen und Unterschiede zu überwinden.
«Flow» ist ab dem 5. Dezember 2024 im Kino zu sehen.
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